Reisebericht 2011

Besuch der Schule in Bajitpur - von Maya Miah

Anreise

Am Mittwoch, den 25. Mai 2011 startete ich, Maya Miah, gemeinsam mit meinem Vater Shahabuddin Miah, Gründer des Vereins Madaripur-Hilfe e.V., meine Reise vom Düsseldorfer Flughafen in Richtung Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs. Nach einem zehnstündigen Flug mit kurzem Zwischenstopp in Dubai landete unser Flugzeug in Dhaka.
Vom Flughafen aus ging es weiter mit dem Auto. Wir waren nämlich noch längst nicht an unserem Ziel – dem Dorf Bajitpur, in dem mein Vater seine Kindheit verbrachte – angekommen.
Unsere Fahrt durch Dhaka war mühsam, denn auf den Straßen herrschte ein Gewimmel aus Autos, Bussen, Rikscha, Tuk-Tuks und unzähligen Menschen sowie Rindern und Ziegen, die die Fahrbahn überqueren wollten.
Auch die Luft wiegte schwer, denn die Außentemperatur betrug gefühlte 40 Grad und war durchtrieft von einer enorm hohen Luftfeuchtigkeit. Zum Glück besaß das Auto, das uns nach Bajitpur bringen sollte, eine Klimaanlage, sodass wir von der Hitze verschont wurden.
Nach zwei Stunden verließen wir Dhaka und fuhren über eine Autobahn, die für deutsche Verhältnisse eher einer Landstraße glich, unserem Ziel entgegen. Hier konnten wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft die schöne Landschaft Bangladeschs mit riesigen Reisfeldern, Seen und exotischen Bäumen auf uns wirken lassen.
Besonders auffällig war dabei das am Straßenrand ausgebreitete Heu der Reispflanze, das später als Futtermittel für die Tiere dienen sollte. Die Durchfahrt wurde jedoch durch einen breiten Fluss, den Ganges, unterbrochen. Wir überquerten ihn mit einem Schnellboot, was uns viel Freude und gleichzeitig eine kühle Erfrischung bereitete.

Am anderen Ufer des Ganges erwartete uns bereits ein weiterer Fahrer, der uns schließlich zum Marktplatz des Dorfes Bajitpur brachte.
Vom Marktplatz aus gingen wir den restlichen Weg bis zum Haus unserer Familie, ca. 15 Minuten, zu Fuß, da es dort keine Straße gibt. Auch dieser Spaziergang gestaltete sich abenteuerlich, denn wir mussten uns vor Schlangen hüten und eine kaputte Brücke überqueren. Als wir unser Ziel schließlich erreichten, wussten wir trotz der Schwierigkeiten einer fast vierundzwanzigstündigen Reise, dass es sich gelohnt hatte.

Die neu eröffnete Schule in Bajitpur

Die Grundschule

Am zweiten Tag nach unserer Ankunft in Bajitpur besuchten wir die Grundschule „Mahbubur Rahman Prathomikbiddaloy“, die mit Hilfe des deutschen Vereins Madaripur-Hilfe e.V. gegründet wurde. Dort wurden wir in der neu errichteten Schule zunächst herzlichst von den zwei Lehrern und fünf Lehrerinnen in Empfang genommen. Diese berichteten uns, dass seit Eröffnung des neuen Schulhauses im Dezember 2010 über 400 Schüler/innen die Schule besuchten. Die Räumlichkeiten seien jedoch begrenzt, sodass der Unterricht in zwei Etappen durchgeführt werde.

Wenige Zeit nach unserer Ankunft begann die erste Unterrichtsstunde. Deshalb entschloss ich mich dazu, den einzelnen Klassen einen Besuch abzustatten. Die Schüler und die Lehrer begrüßten mich herzlichst mit einem „Salam Aleikum“ und baten mich, sich ans Lehrerpult zu setzen. Völlig fasziniert von der Atmosphäre und den strahlenden Kinderaugen, die auf mich gerichtet waren, entschloss ich mich dazu, die Kinder in Englisch zu unterrichten.
Ich zählte gemeinsam mit den Kindern auf Englisch von eins bis zwanzig, sagte mit ihnen das englische Alphabet auf und zeigte ihnen Dinge auf Bildern aus einem Schulbuch, die sie auf Englisch benennen sollten. Dass die Schüler/innen alle Aufgaben nahezu fehlerfrei lösten, begeisterte mich. Da auch die Schüler der anderen Klassen mittlerweile von meiner Anwesenheit erfahren hatten, baten sie mich, auch sie zu unterrichten. Dabei waren sie sehr traurig, als ich mich von einer Klasse verabschiedete, um die nächste Klasse zu unterrichten. Doch ich versprach ihnen, am nächsten Tag wieder vorbeizuschauen.
Insgesamt unterrichtete ich die Schüler/innen an drei Tagen und hätte gerne mehr Zeit in der Schule verbracht, aber wir mussten schon bald zurück nach Dhaka, weil wir vom dortigen Flughafen am 02. Juni 2011 zurück nach Deutschland flogen.

Die „Mahbubur Rahman Prathomikbiddaloy“-Grundschule bietet als einzige Schule im Bezirk Madaripur Musikunterricht an, bei dem die Lehrerin mit einem durch Madaripur-Hilfe e.V. finanziertem Harmonium musiziert und mit den Schüler/innen gemeinsam singt. Um uns ihre erlernten musikalischen Fähigkeiten zu präsentieren, gaben die Schüler/innen mit ihrer Musiklehrerin zum Abschied ein kurzes Konzert für uns.